Ausgabe der Zertifikate an Schule 1 in einer schwierigen Zeit
- Reinhold Rörtgen
- 30. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Juli 2025:

Am 31.07.25 haben wir unseren Schülerinnen und Schülern wieder ihre Zertifikate für die bestandenen Prüfungen ausgegeben. Es war wieder ein toller Tag, der allen, den Kindern, den Eltern und auch den Lehrern sehr viel Spaß bereitet hat. Der Direktor hat dies auch sehr genossen, da ich die Zertifikate übergeben habe und dabei in die glücklichen Gesichter der Kinder sehen durfte. Sie lieben es, wenn sie für den erfolgreichen Abschluss eines Kurses mit einem Zertifikat belohnt werden, das sie dann zu Hause an die Wand hängen können.
Auch wenn wieder nicht alle Kinder teilnehmen konnten, da die Übergabe der Zertifikate am Vormittag stattfand und viele zu dieser Zeit in der Schule waren, so war es dennoch recht voll. Das zeigt, dass unsere Schule mittlerweile sehr viele Schüler hat, eine Belohnung für unsere intensive Arbeit, die weiterhin allen sehr viel Spaß bereitet.

Das motiviert uns auch zu weiteren Aktivitäten. Wir spielen jeden Sonntag Badminton miteinander, was auch sehr beliebt ist. Es ist eine gelungene Abwechslung angesichts eines sonst nicht besonders abwechslungsreichen Freizeitprogramms. Wenn ich am Montag meine Standardfrage (What did you do at the weekend?) stelle, dann bekomme ich von 80% der Befragten die Antwort, „nothing special, just eating and sleeping and playing with the phone“. Mittlerweile geben dann aber auch einige die Antwort: „I played Badminton“. Das ist auf jeden Fall ein Fortschritt. Und einige leihen sich während der Woche auch Schläger aus. Das zeigt, dass sie nun auch privat mit Freunden Badminton spielen.
Diese außerschulischen Aktivitäten können wir anbieten, weil wir seit nunmehr 2 Jahren von den beiden Unternehmen Plus Kompetenzcoaching GmbH und Plus Placement GmbH gesponsert werden.
Diese Unterstützung versetzt uns auch in die Lage, die 2. Schule in Betrieb zu halten. Nachdem ein Sponsor dieser Schule abgesprungen ist, stand die Schließung der Schule kurz bevor, aber dann hat sich die Geschäftsführung der beiden Unternehmen bereit erklärt, als Sponsor einzuspringen, wodurch die Schule gerettet werden konnte. Ohne diese Unterstützung wäre diese Schule bereits geschlossen.
Durch das Sponsoring haben wir nun auch die Chance, an beiden Schulen über zusätzliche schulische und außerschulische Angebote nachzudenken. Momentan gehen unsere Überlegungen in verschiedene Richtungen. Es geht dabei etwa um Themen zur Gesundheit, wie der täglichen Zahnpflege, über Sportangebote wie etwa Schwimmen lernen (die meisten Kinder in Kambodscha können nicht schwimmen) bis hin zur Wiederaufnahme von Computerkursen ins Angebot.
Bei all den Themen bleibt unser Hauptaugenmerk aber darauf, den Schulbetrieb in der 2. Schule aufrecht zu erhalten. Durch die eingehenden Spenden ist das nun gesichert und durch eine großzügige Sonderspende der Plus Placement GmbH sind wir nun sogar in der Lage, notwendige Wartungsarbeiten durchführen zu können. Das Schulgebäude der Schule 2 besteht seit 10 Jahren, was für ein Gebäude in Deutschland nicht besonders viel ist, in Kambodscha sieht das aber anders aus.

Dank der eingegangenen Gelder konnten die Fenster und Fensterläden generalüberholt werden, sie lassen sich nun wieder problemlos schließen, und die sanitären Anlagen sind nun auch wieder alle funktionsfähig, inkl. der Wasserversorgung über den eigenen Brunnen. Daneben konnte ein weiterer Schrank für die schulischen Materialien beschafft werden.
Es stehen aber auch noch gravierende Arbeiten aus, auch bedingt durch die kambodschanische Bauweise. Die Schule ist auf Sand gebaut, der mit der Zeit ausgespült wird und dafür sorgt, dass die im Bereich der Sanitäranlagen gelegten Fliesen abgesackt sind (bis zu 10 cm). Hier steht daher noch eine größere Sanierungsaktion aus, die für den September geplant ist, wenn die Schule wegen des buddhistischen Pchum Ben Festes für eine Woche geschlossen wird.
Dank der bereits langfristig erfolgten und wirklich großzügigen Unterstützung durch Plus Kompetenzcoaching und Plus Placement können wir also positiv in die Zukunft schauen und wir sind optimistisch, auch wenn die aktuelle Situation für die Bevölkerung in Kambodscha momentan recht schwierig ist.
Alle Kambodschaner sind überglücklich über den nun vereinbarten Waffenstillstand im Grenzkonflikt mit Thailand. Die Bevölkerung ist aber sehr skeptisch, ob dies auch auf Dauer so sein wird. Es ist erschreckend zu sehen, welche Horrorgeschichten heutzutage durchs Netz geistern, und die meisten Posts sind leider nicht dazu gedacht bzw. geeignet, die Menschen zu beruhigen und ausgleichend auf die Menschen einzuwirken.
Ein Großteil meiner derzeitigen Arbeit besteht darin, mit den Lehrern und Lehrerinnen darüber zu sprechen und ihnen zu vermitteln, dass sie alles, was sie hören oder lesen, kritisch hinterfragen und die Fakten checken. Die kriegerische Auseinandersetzung mit Thailand hat sehr viel Vertrauen zerstört und es wird nicht nur nach meiner Einschätzung sehr lange dauern, bis wieder eine gewisse Normalität einkehren wird.
Ich für meinen Teil arbeite daran, Vorurteile abzubauen und versuche, speziell die jungen Menschen zu beruhigen und das gegenseitige Verständnis zu fördern, so schwer dies auch momentan ist. Ich betrachte dies als meine Aufgabe in einem Land, in dem das Bildungssystem gezielt zerstört wurde, was noch heute an vielen Stellen deutlich zu erkennen ist.
Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich bei meiner Arbeit von vielen tollen Menschen unterstützt werde und ich bin sehr dankbar für die Hilfe unserer Sponsoren, ohne die dies alles niemals möglich wäre.
Liebe Grüße aus Kambodscha, Reinhold Rörtgen




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